
To the Spectator, Jeff Wall, 1979
Land | Kanada |
Themenfelder | Konzeptkunst, Fotografie und Kunst |
Techniken | Leuchtkästen, Installationen |
Distributionsformen | Original |
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In dem frühen Text To the Spectator (1979) äußert sich Jeff Wall über seinen Einsatz von Leuchtkästen: großformatige Transparente, die von hinten mit Licht bestrahlt werden. Es handelt sich um eine Technik, die häufig in der Werbebranche verwendet wird, und die Wall ab 1978 in die (Kunst-)Fotografie einbrachte. Heute arbeitet er hingegen mit großformatigen Cibachrom-Abzügen, die besonders hohen Qualitätsstandarts entsprechen und sich durch satte Farben, Glanz und große Tiefenwiedergabe auszeichnen. Im Text bezeichnet Wall die Präsentationsform des Leuchtkastens als „delivery system“ und bezieht sich auf den Künstler Dan Flavin, der 1963 fluoreszierendes Licht für seine abstrakte Kunst einsetzte. Wall schildert, wie seine inszenierten Fotografien auf die kostspielige Darstellungsform der Leuchtkästen ausgerichtet sind. Die Lichttechnik macht Wall zufolge alle Bildelemente gleichmäßig sichtbar und fügt daher den Kompositionen auch eine gewisse Theatralität hinzu. Gleichzeitig wird der Leuchtkasten jedoch auch eingesetzt, um natürliche Lichtquellen (wie etwa den Himmel) zu imitieren. Dabei interessiert sich Wall insbesondere für den passiven Zugang des Betrachters zu den erleuchteten Werken. Als Beispiel zieht er den Fernseher heran. Auch er erleuchtet den Raum, füllt ihn mit Bedeutung und strahlt dem Betrachter entgegen. In To the Spectator beschreibt Wall seine Motivation, die spezifischen Bedingungen der Fotografie zu entdecken und diese für seine Inszenierungen einzusetzen (beispielsweise die Position der Kamera, die Ausrichtung des Sets). Wall vergleicht hier die Fotografie mit der Malerei, um das Moment der Inszenierung (anstatt etwa des oft bemühten Dokumentarismus der Fotografie) hervorzuheben. Der Fotograf führt die Idee der gemalten Illusion in seiner Kunst fort und verschränkt auf diese Weise beide Medien miteinander.
1946 | Geboren in Vancouver |
1964–1970 | Studium der Kunstgeschichte an der University of British Columbia, wo er 1968 den Bachelor of Arts und zwei Jahre später den Master of Arts mit einer Arbeit über John Heartfield absolvierte. Während dieser Jahre kam er in engen Kontakt mit der Kunstszene Vancouvers und befasste sich intensiv mit der Fotografie. |
1970–1973 | Fortsetzung des Studiums und Forschungen am Courtauld Institute der Universität London mit anschließender Dissertation. |
1974–1975 | Lehrauftrag am Nova Scotia College of Art and Design in Halifax, Kanada |
1976–1987 | Dozent an der Simon Fraser University in Vancouver sowie an der University of British Columbia |
1978 | Einzelausstellung in der Nova Gallery in Vancouver, die zum ersten Mal eine Auswahl seiner Arbeit mit den Leuchtkästen präsentierte, für die er später hohe Aufmerksamkeit zugeteilt bekommen sollte. |
1979 | Kunsttheoretische Auseinandersetzungen To the Spectator im Hinblick auf die von ihm genutzte Technik der cibachromen Transparente. |
Seit 1987 | Dozent am Department of Fine Arts an der Simon Fraser University in Vancouver |
Ab 1990 | Hinwendung zu einer „kinematographischen Fotografie“, die die Medien Film, Literatur und Fotografie verbinden sollte und mit einer aufwendigen Inszenierung der Sets und der Modelle einherging. |
Ende 1990er | Steigendes Interesse an der Landschaftsfotografie, wobei es Wall auch hier wiederum um das Durchdringen von Künstlichkeit geht, selbst wenn es sich um Abbildungen der Natur handelt. |
2002 | Auszeichnung mit dem Hassleblad Foundation International Award in Photography |
2008 | Auszeichnung mit dem Audian Prize for Lifetime Achievement in the Visual Arts, Vancouver |
heute | Lebt und arbeitet in Vancouver |
Einzelausstellungen (Auswahl) | |
1979 | Installation of Faking Death (1977), The Destroyed Room (1978), Young Workers (1978), Picture for Women (1979), The Art Gallery of Greater Vancouver, Vancouver, Britisch-Kolumbien |
1990 | Jeff Wall 1990, Vancouver Art Gallery, Vancouver, Britisch-Kolumbien / Art Gallery of Ontario, Toronto, Ontario, USA |
1997 | The Museum of Contemporary Art, Los Angeles, Kalifornien, USA / Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, D.C., USA / Art Tower Mito, Mito, Japan |
2001 | Jeff Wall, Figures & Places, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, Frankfurt, Deutschland |
2005 | Jeff Wall, Photographs 1978–2004, Schaulager, Münchenstein, Basel, Schweiz Photographs 1978–2004, Tate Modern, London, England |
2007 | Jeff Wall, Exposure, Deutsche Guggenheim, Berlin, Deutschland. Jeff Wall, The Museum of Modern Art, New York, New York, USA / The Art Institute of Chicago, Chicago, Illinois, USA / San Francisco Museum of Art, San Francisco, Kalifornien, USA |
2010 | Jeff Wall. Transit, SKD – Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kunsthalle im Lipsiusbau, Dresden, Deutschland |
2012 | Jeff Wall, In light, black, colour, white, and dark, Pinchuk Art Centre, Kyiv, Ukraine |
2014 | Jeff Wall, Tableaux, Pictures, Photographs 1996-2013, Stedelijk Museum, Amsterdam, Holland / Kunsthaus Bregenz, Bregenz, Österreich |
Gruppenaustellungen (Auswahl) | |
1982 | Documenta 7, Museum Fridericanium, Kassel, Deutschland |
1987 | Documenta 8, Museum Fridericianum, Kassel, Deutschland |
1988 | Australian Biennial, Art Gallery of New South Wales and Pier 2/3, Walsh Bay, Sydney, Australien / National Gallery of Victoria, Melbourne, Australien |
1989 | Foto-Kunst, Staatsgalerie, Stuttgart, Deutschland |
1990 | Passages de l'image, Centre Georges Pompidou, Paris, Frankreich / Fundació Caixa de Pensions, Barcelona, Spanien / Wexner Center for the Visual Arts, Columbus, Ohio, USA / San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco, Kalifornien, USA |
1995 | Whitney Biennial, Whitney Museum of American Art, New York, New York, USA |
1997 | Documenta 10, Museum Fridericianum, Kassel, Deutschland |
1998 | 24th São Paulo Biennial, São Paulo, Brasilien |
2002 | Documenta 11, Kassel, Deutschland |
2003–2004 | The Last Picture Show, Artists Using Photography, 1960-1982, Walker Art Center, Minneapolis, Minnesota, USA / UCLA Hammer Museum, Los Angeles, Kalifornien, USA |
2006 | Super Vision, The Institute of Contemporary Art, Boston, Massachusetts, USA. The 1980's Topology, Museu Serralves, Porto, Portugal |
2006 | Super Vision, The Institute of Contemporary Art, Boston, Massachusetts, USA. The 1980's Topology, Museu Serralves, Porto, Portugal |
2006 | Super Vision, The Institute of Contemporary Art, Boston, Massachusetts, USA. The 1980's Topology, Museu Serralves, Porto, Portugal |
2012 | Lost Places – Orte der Photographie, Hamburger Kunsthalle, Deutschland. Malerei in Fotografie – Strategien der Aneignung, Städel Museum, Frankfurt, Deutschland |
2014 | Damage Control, Art and Destruction Since the 1950s, Mudam Luxembourg, Luxemburg / Kunsthaus Graz, Österreich |
- Jeff Wall: To the Spectator, in: Kat. Art Gallery of Greater Victoria 1979.
- Jeff Wall: Szenarien im Bildraum der Wirklichkeit. Essays und Interviews, hg. von Gregor Stemmrich, Dresden 1997.
- Jeff Wall: Selected Essays and Interviews, New York, 2007.
Kataloge und Bildbände
- Jeff Wall, hg. von Kerry Brougher, Zürich 1997.
- Jeff Wall. Figures & Places – Ausgewählte Werke von 1978 bis 2000, hg. von Rolf Lauter, München 2001.
- Jeff Wall, hg, von Thierry de Duve, New York 2002.
- Jeff Wall. Catalogue Raisonné 1978-2004, hg. von Theodora Vischer und Heidi Naef, Basel 2005.
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Jeff Wall
View from an Apartment, Diapositiv im Leuchtkasten, 2004-2005 [courtesy of the artist].... Zum Abbildungsverzeichnis
Jeff Wall
Overpass, Diapositiv im Leuchtkasten, 2001 [courtesy of the artist].... Zum Abbildungsverzeichnis
Jeff Wall
Picture for Women, Diapositiv im Leuchtkasten, 1979 [courtesy of the artist].... Zum Abbildungsverzeichnis
Zu Jeff Wall:
- Moma: moma.org
- Mariangoogman: mariangoodman.com
- Artnet: artnet.com